Mittwoch 14. September 2016
 Brügge

Über Boulogne nach Norden und noch einmal vorbei an den fast unauffälligen Eingangsröhren des Eurotunnels nach England. Durch die weiten Felder zieht sich die Autobahn über Dünkirchen ins belgische Flandern. Die Besiedelung nimmt zu. Richtung Meer stechen Fabrikschornsteine in den Himmel. 

Nach gut 2 Stunden kommen wir zum Busparkplatz in Brügge. „Bleiben Sie zusammen, es sind viele Gruppen in der Stadt. Achten Sie auf Radfahrer und Pferdekutschen“ ermahnte uns Christine. Wie wahr! Unglaublich: im Abstand von 30 m gehen Gruppen von ca. 50 Personen im Gänsemarsch über die Holzbrücke in die Stadt. So besucht man ein Weltkulturerbe. 

Eine Ameisenstraße durch die Sehenswürdigkeiten! Auf den kleinen Kanälen gleitet Boot an Boot. 

Nie durch Kriegsschäden oder moderne Bausünden zerstört, ist sie eine fast magische mittelalterliche Stadt. Quer durch die Stadt schlängeln sich die berühmten Grachten durch die schmalen Gassen. Zwischen den historischen, zum Teil von Efeu und wildem Wein bewachsenen Häusern, die die Grachten säumen, finden sich immer wieder Cafés, die zum Verweilen einladen. Über allem wacht der Belfried, der sich über den Marktplatz im Herzen der Stadt emporhebt und dessen charakteristische Turmspitze – eine neogotische Krone – weithin zu sehen ist.

Auf den alten Dächern entdecke ich die merkwürdigsten Kamine. Viele Häuser haben ihre Fronten im Stil der alten Hansestädte. Klapp, klapp, klapp tönen die Pferdekutschen auf dem Kopfsteinpflaster. 

Auch hier gibt es einen stillen Beginenhof. Er besteht meistens aus einem Innenhof aus kleinen Wohnhäusern der Beginen und einer Kapelle. Häufig ist der Innenhof als idyllischer Nutz- und Ziergarten oder Grünanlage gestaltet. Die Anlage ist durch Mauern oder Wassergräben klar von dem Rest der Stadt abgegrenzt. Da es heutzutage keine Beginen mehr gibt, werden die Wohnhöfe auch von älteren Leuten, Künstlern und Studenten bewohnt. Die kleinen Häuser sind dazu in der Regel restauriert und renoviert worden. Der Beginenhof in Brügge dient heute einer Gemeinschaft von Benediktinerinnen  als Kloster.

Wir kehren in der alten Traditionsbrauerei „De Halve Maan“, sozusagen “Der halbe Mond“ ein.

Natürlich fehlt bei uns auch nicht die obligatorische kleine Bootsfahrt durch die romantischen Grachten.

In Brügge zu wohnen wäre für meine Schokoladengelüste eine Qual. Fast aus jedem Schaufenster locken die herrlichsten Köstlichkeiten.

Auf dem Weg zum Bus strömen wieder die Massen.

Text: Gerti Plangger
Foto: Annette Hoheisel / Manfred Metzger