Wanderwoche des Schwarzwaldverein Freiburg-Hohbühl und der Compagnie Belfort Loisirs 
im Bayerischen Wald vom 01.09.-08.09.2013
Foto: Gerti Plangger / Manfred Metzger
Dienstag 3. September

Bin total überrascht. Wir fahren anstatt durch undurchdringliche Wälder auf schmalen Höhensträßchen über eine weitläufige offene Landschaft. 

Vom früheren Grenzgebiet ist nichts mehr zu spüren. Stolz liegen Freyung und Waldkirchen auf dem Berg. Die Zwiebeltürme Oberbayerns haben sich zu spitzen Nadeln verändert, stehen am höchsten Punkt des Dorfes gerade so als wollten sie den Himmel anstechen.

Auffallend sind die herausgeputzten Häuser und Gärten. Da siehst nirgends „a Graffl umananda“, denn “sauber samma”! 

Dann geht es hinüber nach Tschechien, ganz ohne Grenzposten und Zoll und Ausweisherzeigen.

Ab hier ist es wesentlich dünner besiedelt. Ein heimeliges Gefühl von Ukraine kommt bei mir auf. Aber die Häuschen könnten auch in Frankreich auf dem Land stehen. 

In Lenora steht eine verlassene Glasfabrick mit einem hohen Schornstein. Ein gelbgrüner Schienenbus begegnet uns. 

Wir kommen durch Wallern, ein Örtchen mit 4.500 Einwohnern. Es liegt am „Goldenen Steig“ der einstigen Salzroute von Passau nach Böhmen. Früher standen dort nur Holzhäuser.

Vorbei geht es in Oberplan am Geburtshaus von Adalbert Stifter, dem Poet des Böhmerwaldes. 14 km lang ist der Lipnostausee. Aus der Ferne sieht er aus wie mal Schluchsee, mal Bodensee. 

Uns Ziel jedoch ist Krumau.

Die Stadt hat ihren Namen wegen ihrer krummen Auen. Die Moldau läßt sofort Friedrich Smetana in den Ohren klingen. Wie in Besancon liegt die Altstadt  in einer Flussschleife.

Die Stadtführerin bringt uns zuerst hoch zur mittelalterlichen Burg. Sie ist fast so weitläufig ist wie die darunter liegende Altstadt. Mit gurgeligem Akzent der an Karel Gott erinnert erzählt sie uns die Geschichte Böhmens.

Der Schlosspark erinnert an Versailles. Leider konnten wir das Barocktheater mit seinen handbemalten Kulissen nicht besichtigen. 

Vor dem Barocklustschloss Belaria ist ein drehbares Theater aufgebaut. Mal guckt man aufs Schloss, mal in den Garten.

Wie eine Zeitreise ist der Bummel durch die historischen Gässchen. Immer wieder begegnen uns die fünfblättrigen Rosen des mächtigen Adelsgeschlecht der Rosenberger. Sie sollen aber leider schon ausgestorben sein.

An manchen Häusern sieht man noch alte deutsche Inschriften. Für den Maler Egon Schiele gibt es ein eigenes Museum. Dann ist natürlich auch ein böhmischer Apfelstrudl fällig. Im Cafe direkt am Ufer der Moldau. 

1992 wurde die Stadt in die Liste des UNESCO – Weltkulturerbes aufgenommen.

Man hätte noch bleiben mögen doch es geht bergauf, bergab ab als wollte sich der Bus mit leichten Flügeln über die Hügel schwingen. Jetzt habe ich bestimmt schon 6 Dörfer mit „reut“ gezählt. „berg“ ist naturgemäß ebenso häufig.
Nur zwei Stunden sind es bis Tittling.

Bericht: Gerti Plangger