Foto: Gerti Plangger / Manfred Metzger
Dienstag 9. Juni 2013

Gut geschlafen auf dem Bettsofa.

Frühstück unter der Pergola im Garten. Für uns ganz ungewohnt, wird in der Ukraine schon zum Frühstück eine warme Mahlzeit serviert. Eine kleine Kartoffel-Kürbissuppe, gut aber fett. Dazu gutes Brot und selbstgemachte Aprikosenmarmelade. Kaffee, heißes Wasser für Tee, Ziegenmilch für Dora und nochmal warmes Wasser für Dorotheas mitgebrachtes Müsli.

Um 9 Uhr treffen wird die Gruppe vor der Dorfkneipe.  Wir fahren immer tiefer ins Tal, das immer enger wird. Schier endlos. Laubwälder.

Jetzt sitze ich da und weiß keinen Namen der Dörfer mehr. Aber Alissa hat  zwei  professionellen Flyer, „die Bergdörfer Transkarpatiens 1 und die Bergdörfer Transkarpatiens 2 für  diese Tour erstellt. Und da finde ich dann: die Holzkirche von Tschornoholowa. Will sagen: Wolfsdorf (ohne Wölfe).

Die einzigartigen Holzkirchen, die von den einheimischen Handwerkern ohne einen einzigen Nagel in einem speziellen architektonischen Stil erbaut wurden sind der Stolz der Region. Diese hier ist aus dem 17. Jahrhundert.

Im Dorf grüßen alle Bauern mit einem kurzen „dobri djen“ (so verstehe ich es jedenfalls). Hier ist Idylle pur. Vordergründig. Doch Alissa erzählt von den engen Dorfregeln, dass es mir kalt den Rücken herunterriesselt.

Ganz offensichtlich sind die Dörfer überaltert. Auch hier ziehen die Jungen in die Städte.

Die alten Fragen tauchen auf: sind die Leute glücklich, sind sie zufrieden? Nur eines ist hier sicher – die Zahnlosen hätten gerne ein Gebiss.

Die Zeit  scheint in meiner Kindheit zu stehen. Auf den Bergwiesen recken sich Heuheintzen. Sie geben der Landschaft einen ganz eigenen Charakter. Hier sind die Holzstangen aus Astgabeln, recken sich zwei Meter hoch in den Himmel. In meiner Kindheit waren die „Heinzen“ zusammengesteckt. Die heutigen maschinellen Heulader scheint es nicht zu geben. Sie hätten an den Hängen auch Schwierigkeiten.

Die Straßen werden zunehmend zu Pisten. Wir klettern mühsam hinauf ins nächste Dorf Bukwzjowo (Buchendorf ist für uns einfach leichter auszusprechen) steht ganz oben am Hang die nächste Holzkirche.

Die Bewohner werden hier als Museumsteile im Ort gehalten. Wir  unterstützen den kleinen Laden und halten einen gemütlichen Umtrunk mit Bier und russischen Maischips.

So gestärkt beginnen wir dann in der vollen Mittagshitze unsere Wanderung. Herrliche Ausblicke auf unbewaldete Hügel und enge Täler. Es steigt und mir erscheinen die Berge hoch. Auf den freien Hochflächen weiden Kühe.

Bei unserer  wohlverdienten Rast nach einem schier endlosen Aufstieg auf üblen Wegen kommt das Highlight: Felder auf den Grathöhen. Viele Birken haben uns am Wegrand begleitet. Auch die Weidezäune sind aus Birkenpflöcken.

Auf dem Gipfel thront ein kleines Kapellchen, kitschig wie alle, umgeben mit Kunstblumen.
Und wir blicken in das nächste Tal, nach Smerekowo. Das schönste Dorf. Am Hang gelegen. In allen Farben füllen prächtige Feuerlilien  einen ganzen Vorgarten aus.

In der Schule werden wir zum Picknick erwartet. Im Garten (ganz wie in Italien) ist eine lange Tafel für uns gedeckt.
Krautsuppe mit Bohnen, Kartoffel-Kürbispüfferchen. Und nicht fehlen darf natürlich ein Wodka. Selbst gebrannt und mit Beeren versetzt.

Fast 1 Stunde Heimfahrt. Dann kommt meine Fotosession in Halinas Garten. Sie freut sich sichtlich und ist natürlich stolz auf jede Blüte. Zurecht, denn dieser Garten sucht seinesgleichen vergeblich. Und dazu kräht der Hahn.
 

Alissa Smyma
Flyer Bergdörfer Transkarpatiens 
Bergdörfer 1  und Bergdörfer 2