Donnerstag 31.08.2006
Wanderung nach La Rochelle.
Bootsfahrt in den Sümpfen von Poitevin
Abends La Rochelle bei Nacht.
Der Donnerstagvormittag wird dann endlich genutzt um einen gemeinsamen Spaziergang in unsere Stadt La Rochelle zu machen.
Vom Hotel Residence Club „ La Fayette „ gehen wir etwa vierzig Minuten gemütlich zu Fuss meistens an der Strandpromenade entlang und erreichen dann die berühmte Ansicht von La Rochelle,nämlich die Türme. Die drei Türme von La Rochelle – der Nikolaus und der Kettenturm – benannt so, weil in früherer Zeit die Stadt und der Hafen mit einer Kette, die sich noch heute zwischen den beiden Türmen befindet geschloßen wurde - aus dem 14ten Jahrhundert, und der Laternenturm aus dem 13. und 15. Jahrhundert sind Überreste der Stadtbefestigung. Die beiden erstgenannten Türme waren Palastresidenzen und bildeten Verteidigungswerke zur Einfahrt in den alten Hafen. Der Laternenturm diente als Leuchtturm und als Gefängnis. Die Graffiti an den Wänden im Inneren des Turmes bieten heute noch Zeugnis von denen, die in seinen Mauern schmachten mussten, unter anderem auch britische, holländische und spanische Korsaren.
Die eindeutig photogenste und schönste Ansicht von La Rochelle ist die von der Seeseite her. Von hier kamen wir nun in den alten Hafen der Stadt, dieser besteht aus mehreren Hafenbecken, die wiederum durch alte Schleusen bei Niedrigwasser geschlossen werden können, so daß die Schiffe nicht auf dem Trockenen liegen müssen. Direkt am Hafen kann man den vornehmen alten Stadtpalais noch ansehen, daß hier Wohlstand herrschte, hier wohnten die Reeder und die Kaufleute, die u.a. mit Salz und Wein handelten.
Durch die „ Porte de la Grosse Horologe „ Tor des Uhrturms, aus dem 14. Jahrhundert mit dem geschwungenen barocken Turmaufsatz aus dem 18ten Jahrhundert und einem Segelschiff als Wetterfahne ganz oben betritt man dann die historische Altstadt von La Rochelle mit prachtvollen Bauwerken aus dem 17. und 18. Jahrhundert die von dem Wohlstand und auch vom Fleiß der protestantischen Kaufleute zeugen. Im 16.Jahrhundert entwickelte sich die Hugenottenstadt zum Zentrum des Protestantismus in Frankreich, unterlag jedoch 1628 nach einer 13 Monate langen Belagerung – zwei Drittel der Bevölkerung verhungerten dabei – der Armee des katholischen Königs unter Kardinal Richelieu.
Durch die für La Rochelle typischen Arkadenstrassen wie die Rue du Palais oder Rue Chaudrier kamen wir dann zu der 1831 erbauten Markthalle und von dort ist es nicht weit zum „ Hotel de Ville „ ein spätgotischer, mit Steinmetzarbeiten reich verzierter Bau, der auch an einen Palast erinnert.
Dann geht es wieder zurück zum Mittagessen mit wenig Verschnaufpause, es reicht gerade noch für einen kleinen Schwarzen und schon geht es weiter:
Das Marais Poitevin erwartet uns, es ist ein bisschen schwierig für Fernand, unseren Busfahrer, dahin zu finden, aber wir haben ja Manni mit seinem GPS und so kommen wir auch mit einer schönen Fahrt durch die Dörfer des Marais mit den schönen kleinen malerischen, hohlziegelgedeckten und weißgetünchten Häuschen an den Kanälen und Schleusen der Sümpfe ( marais ) zu unserem Ausgangsort Coulon, ausgezeichnet als eines der schönsten Dörfer Frankreichs .
Hier sind die Anlegestellen der “plate„ , das sind breite Kähne mit flachen Böden, die mit Hilfe einer „pigouille „ ( Bootshaken ) durch die
 „conches„ und „rigoles“( kleine ,von Bäumen abgegrenzten Kanäle) getrieben werden. In dieser Sumpflandschaft des Marais Poitevin gibt es ein riesiges System von Wasserläufen, die für die Bewohner die Strasse ersetzen, und so auch das grüne Venedig genannt wird. Diese Wasserläufe entstanden, als Mönche im 11. Jahrhundert begannen einen Teil der Sümpfe trocken zu legen
Wir besteigen also zu jeweils ca 8 Personen einen Kahn, und lassen uns von einem jungen „marâichain“ durch ein Gewirr von Kanälen staken.
Es ist sehr warm, aber der Schatten der Bäume die das Ufer begrenzen ist für uns wie eine Wohltat. Auch die Ruhe die sich plötzlich einstellt, nur unterbrochen von Fragen der Touristen an unseren jungen Führer, der diese auch bereitwillig und sachkundig beantwortet, oder dem Plätschern der Ruder im Wasser.
So erfahren wir auch, daß die Wässer hier sehr fischreich sind an Aalen, Hechten , Zander, daß dadurch auch die Fischreiher, aber nicht nur sondern auch Brachvögel, Säbelschnäbler und Uferschnepfen zu sehen sind. Wir haben von unserem Boot aus nur weidende Rinder und per Zufall eine Familie Bisamratten zu sehen bekommen. Auf unsere Frage, warum kaum Mücken vorhanden seien, immerhin in einem Sumpfgelände, wurde uns gesagt, daß es drei Gründe gäbe : 1.Der Fischreichtum der Kanäle, Fische fressen die Larven der Insekten, 2.die auf den Kanälen schwimmenden grünen Wasserlinsen benötigen Sauerstoff, so das die Versorgung der Mücken nicht gegeben ist und 3. am Ufer gibt es eine typische Pflanze für feuchten Untergrund, nämlich die Engelswurz, kann bis zu einem Meter hoch werden, auch Angelika genannt (der Stiel der Pflanze wird kandiert und in Confiserien als Dekoration für Konfekt und Pralinen verwandt). Diese Pflanze strömt einen Duft aus, den die Mücken nicht mögen. Zur Nachahmung in unserem Taubergießen empfohlen.Eine Aktion unserer jungen „maraichain „ hat uns besonders verblüfft : Mit ihrem Ruder wirbelten sie den Grund der Kanäle auf, und das dann freigewordene Butangas zündeten sie auf der Wasseroberfläche an, so daß es regelrechte Stichflammen gab. Nach diesen Eindrücken einer sanft geregelten Natur kehrten wir zurück in unser Quartier, wo dann beim Abendessen auf einige von uns eine schöne Überraschung wartete: Es gab Meeresfrüchte zum Abendessen, zur Freude unserer französischen Freunde und natürlich auch der meisten von uns.Was ist denn ein Aufenthalt am Atlantik ohne die Produkte, die dort geerntet werden, zu probieren.
Text: Oskar Kretz
x v